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Eva Hesse Archiv

 Ein Archiv für Modernismusforschung und literarische Übersetzung

Eva Hesse Bücher

Das Eva Hesse Archiv wurde 2010 gegründet mit dem Zweck, um die zahlreichen Übersetzungen und eigenständigen Veröffentlichungen Eva Hesses in ihrer Gesamtheit Forschern und interessierten Lesern zugänglich zu machen.

Eva Hesse (1925-2020) ist eine der bekanntesten deutschen Übersetzerinnen und Kritikerinnen der anglo-amerikanischen Moderne. 2015 ging das Archiv vom Amerikahaus, wo es zunächst von der Bayerischen Amerika Akademie verwaltet wurde, an das Amerikainstitut der LMU.

Das Archiv beherbergt u.a. Briefwechsel, Übersetzungen, Manuskripte, Zeitungsausschnitte, Fotos, Entwürfe und Notizen sowie Aufsätze aus Eva Hesses langjährigem Schaffen.

Ein Hauptaugenmerk des Archivs (und ein besonders interessanter Aspekt für Modernismusforscher) ist der Briefwechsel zwischen Eva Hesse und Ezra Pound. Weiterhin enthält das Archiv zahlreiche Bücher von und über Autoren der anglo-amerikanischen Moderne sowie eine Vielzahl von Briefen, in denen sich Eva Hesse mit Autoren, Verlegern und Forschern diesseits wie jenseits des Atlantiks (z.B. Hugh Kenner und Guy Davenport) austauschte.

Besuch des Archivs

Das Archiv befindet sich im Aufbau. Die Katalogisierungsarbeiten sind noch nicht vollständig abgeschlossen. Dennoch stehen Ihnen alle Titel und Artefakte des Archivs zu Forschungszwecken zur Verfügung. Falls Sie einen Besuch planen oder Fragen zu bestimmten Inhalten haben, schreiben Sie bitte eine Email an anna.fluegge@lmu.de.

Addresse

Eva Hesse Archiv
Ludwig-Maximilian-Universität München
Schellingstr. 3 (VG)
Raum 213
80799 München

Eva Hesse: Ein Leben für Worte

Einen großen Teil ihres langen Lebens verbrachte die Autorin und Übersetzerin Eva Hesse mit dem Studium und der Übersetzung moderner anglo-amerikanischer Literatur. Sie wurde am 2. März 1925 in Berlin geboren und interessierte sich schon in jungen Jahren für Sprache und Literatur. Hesse wuchs in London auf und lebte dann in Berlin, bevor sie nach München zog. Sie hat viele Essays und Bücher geschrieben, viele anglo-amerikanische modernistische Dichter übersetzt und außerdem Bücher über politische Theorien geschrieben, unter anderem Die Wurzeln der Revolution:Theorien der individuellen und der kollektiven Freiheit (1974) und Die Achse Avantgarde—Faschismus (1991).

Zu den von ihr übersetzten Dichtern gehören Langston Hughes, Marianne Moore, Robert Frost, John Robinson Jeffers und besonders Ezra Pound, über den sie auch Bücher schrieb, etwa Ezra Pound: Von Sinn und Wahnsinn; Ezra Pound; Ezra Pound Lesebuch; and “Ich liebe, also bin ich”: Der unbekannte Ezra Pound. Mit Heinz Ickstadt und Manfred Pfister vollendete sie ihr letztes Projekt, die Buchausgabe aller Cantos, Ezra Pound: Die Cantos, die 2012 herauskam.
Im Nachkriegsdeutschland stand die Presse Ezra Pound sehr kritisch gegenüber. Wegen seiner Unterstützung Mussolinis and der faschistischen Bewegung war Pound im St. Elizabeths Hospital in Washington, DC inhaftiert. Eva Hesse schrieb im Jahre 1950 eine Radiosendung über Pound für den Bayerischen Rundfunk, „Gegen die Strömung der Zeit.” Als der Dichter e.e. cummings sie in einem Brief bat, Pound diese Radiosendung zukommen zu lassen, tat sie dies. Cummings war nicht der einzige Autor, der Pound zu Hilfe kommen wollte, denn Pound hatte selbst schon vielen geholfen, sowohl was ihr Werk als auch zum Beispiel ihre finanzielle Situation anging.

Cummings Vorschlag und Hesses Entscheidung, Pound die Radiosendung zu schicken, war der Beginn einer produktiven Korrespondenz, bestehend aus nahezu 200 Briefen, und auch einer langjährigen Freundschaft Hesses mit dem berühmten Dichter. Sowohl sie als auch ihre Familie (“Eva’s pa”) werden in den Cantos erwähnt. Das erste Treffen zwischen Hesse und Pound fand kurz nach Pounds Entlassung im Jahr 1958 auf der Brunnenburg in der Nähe von Meran statt. Pound besuchte danach Eva Hesse und ihren Mann häufiger in ihrer Wohnung in München, in der sich die Bücher bis an die Decke stapelten. Hesse und Pound schrieben sich während dieser Zeit weiterhin Briefe, in denen sie sich unter anderem über moderne Literatur, Politik und Pounds Cantos und Hesses Übersetzungen der Cantos austauschten.

Eva Hesse wurde vielfach ausgezeichnet (so wurden ihr 1968 der Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung und 2013 der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen), und im Jahr 1993 wurde sie dann durch die Ehrendoktorwürde der LMU München geehrt. Ihr Oeuvre war in vieler Hinsicht bemerkenswert: ihre zahlreichen Bücher, ihre interessanten Übersetzungen und ihre Briefwechsel, und ihre Freundschaften, mit großen Dichtern und Kritikern, zu denen auch Langston Hughes und Hugh Kenner zählten. Eva Hesse starb am 30. März 2020, vier Wochen nach ihrem 95. Geburtstag, in München. Sie wird sehr fehlen.

Anna Flügge

Kommentare und Lob

haynes“I should note first of all that I was not making use of the full resources of the Archive; I concentrated solely on Ezra Pound, the main focus of my current research. For the decade of the 1950s, the collection of letters between Pound and Hesse is virtually unparalleled in its richness, both for its extensive range (there are scores of letters) and for the wide and important variety of topics discussed in them. As Pound’s German translator, Hesse was uniquely placed to put to Pound important questions about the meaning of various textual cruces, and Pound answered them patiently and helpfully. Moreover, Hesse translated selections from the entire range of Pound’s writings up to that point, so the letters are an invaluable resource for scholars working on all periods of Pound’s writing.”

Kenneth Haynes, Professor of Comparative Literature, Brown University. Professor Haynes conducted research at the Archive in 2018 and is currently preparing a new critical edition of Ezra Pound’s Pisan Cantos for Oxford University Press.

 

burns“The letters from Pound to Hesse during his confinement in St. Elizabeths, and the correspondence Hesse had with his daughter, Mary de Rachewiltz (often referred to in her letters to Kenner), are an infinitely important source of information on The Cantos and on Pound’s life. The Eva Hesse Archive takes its place along with the Beinecke Rare Book and Manuscript Library of Yale University and the Harry Ransom Center at the University of Texas Austin as one of the preeminent archives for research into Ezra Pound and other literary modernists.”

Edward M. Burns, Professor of English, William Paterson University of New Jersey. Professor Burns is the author of Questioning Minds: The Letters of Guy Davenport and Hugh Kenner and conducted research at the archive in 2013.

Weitere interessante Links

Eva Hesse’s FAZ-Interview

Eva Hesse’s Wikipedia-Eintrag

Ansprechpersonen

Dr. Anna Flügge (Amerikastudien, LMU München)

Dr. Manlio Della Marca (Amerikastudien, LMU München)